Bier, Brötchen, Süßigkeiten und jetzt Milch: Lebensmittel in Deutschland [url]werden auf breiter Front teurer. Selbst bei den Discountern wurde laut den neuesten Erhebungen innerhalb der letzten zwölf Monate kräftig an der Preisschraube gedreht. Und das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht.
Weitreichende Auswirkungen
Neben direkten Kosten beim Einkauf müssen Verbraucher langfristig auch Teuerungen in anderen Bereichen einkalkulieren. Werden Milch und Sahne beispielsweise teurer, sind auf lange Sicht auch Produkte wie Eis und Schokolade betroffen. Bereits im Juni dieses Jahres beklagte die Süßwarenindustrie die hohen Preise für Weizenmehl, Mais, Kakao und auch Milcherzeugnissen und kündigte Preiserhöhungen an – vor der nun geplanten Erhöhung bei Milch und Butter.
Sonnleitner verteidigt Erhöhungen
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, geht laut einem Bericht der "Passauer Neuen Presse" (Dienstagausgabe) davon aus, dass die Lebensmittelpreise generell anziehen werden. Andere Lebensmittel müssten ebenfalls teurer werden, sagte Sonnleitner. "Auch die Preise für Schweine- und Rindfleisch müssen sich dringend erhöhen, damit die Bauern wettbewerbsfähig bleiben. Die Milchbauern wurden allerdings jahrelang gefesselt und geknebelt, für sie ist die Lage besonders katastrophal."
Erzeuger sollen mehr bekommen
Sonnleitner wies zudem darauf hin, dass Nahrungsmittel in den vergangenen Jahrzehnten im Verhältnis zu den Löhnen immer billiger geworden seien. "Im Durchschnitt gibt eine deutsche Familie heute nur noch zwölf Prozent ihres Einkommens für Ernährung aus - nach dem Krieg waren es über 50 Prozent." Neben den Milchbauern müssten auch die Erzeuger von Rind- und Schweinefleisch mehr für ihre Ware bekommen, forderte der Bauernpräsident.
Milch auf dem Sprung
Bei Milchprodukten gehe Sonnleitner davon aus, dass die Endpreise für manche Produkte "deutlich, für andere kaum oder gar nicht erhöht werden. Butter wurde zuletzt wie ein Lockangebot verschleudert, hier rechne ich mit Preiserhöhungen zwischen zehn und 40 Prozent." Der Milchindustrie-Verband (MVI) hatte angekündigt, in dieser Woche würden die Preise für Milchprodukte um bis zu 50 Prozent steigen, Butter werde dann 1,19 Euro statt 79 Cent kosten.
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Deutliche Kritik von Seehofer
Die Bundesregierung hält den Preisanstieg bei Milchprodukten indes für überzogen. Die höheren Erzeugerpreise und die weltweite Verknappung von Milch rechtfertigten keine solche Belastung der Verbraucher, sagte Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU. Ein Päckchen Butter könnte nach Berechnung der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle mehr als 35 Cent teurer werden. Das Bundeskartellamt will die Preise unter die Lupe nehmen.
SPD und Grüne wollen Hartz IV anheben
Politiker von SPD und Grünen forderten angesichts der erwarteten Preissteigerungen eine Erhöhung der Hartz-IV-Sozialleistungen. Der SPD-Sozialexperte Ottmar Schreiner sagte der "Bild"-Zeitung: "Hartz IV ist nicht mehr existenzsichernd, weil es keinen Anpassungsmechanismus gibt, der sich an den Lebenshaltungskosten orientiert. Wenn jetzt die Lebensmittelpreise überproportional steigen, verringert sich der reale Wert von Hartz IV stark. Deswegen muss jetzt erst recht eine Korrektur vorgenommen und Hartz IV erhöht werden." Der Grünen- Sozialexperte Markus Kurth sagte der Zeitung: "Preissteigerungen von bis zu 50 Prozent zeigen deutlich, dass der Hartz-IV-Regelsatz erhöht werden muss."
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